Die im Dezernat I von Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke angesiedelte Stabsstelle Digitalisierung soll Offenbach fit für das Datenzeitalter machen und schrittweise die Voraussetzungen für eine Smart City schaffen. Bis Ende November wird sie eine erste Vision und Strategie für eine Open Smart City Offenbach erarbeiten. Die Leiterin der Stabsstelle Digitalisierung Anne Schwarz und Projektleiterin Christa Petrovic erklären im Interview, was eine Open Smart City ausmacht und berichten über Ziele und Projektstand.
Was bedeutet der Begriff Open Smart City überhaupt?
Schwarz: Unter Smart City stellen sich viele Menschen vor allem eine „Technikstadt“ vor, zum Beispiel Drohnen, selbstfahrende Autos und Roboter. Bei der Smart City geht es aber vielmehr darum, Technologie klug für eine nachhaltige Stadtentwicklung einzusetzen. Also überall da, wo sie den Menschen etwas bringt. Zum Beispiel, können Daten helfen zu verstehen, was in unserer Stadt passiert und so bessere Entscheidungen zu treffen. Die Abfallbeseitigung kann damit schneller und besser werden, oder die Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgern besser laufen. Das „Open“ steht für die Offenheit, die für uns zu einer nachhaltigen Smart City Strategie dazugehört: es steht für offene Daten, offenes Verwaltungshandeln und offener Quellcode von Software. Das sind die drei Prinzipien, an denen wir uns orientieren, um alle an der Smart City zu beteiligen.
Welche Neuerungen soll es in Offenbach geben?
Schwarz: Wir wollen in unserem geförderten Projekt zur Open Smart City einige Pilotprojekte angehen: eine Open Smart City App, ein Open Data Portal und verwaltungsinterne Maßnahmen. Außerdem werden wir den Aufbau eines Freifunk-Netzwerks in der Stadt unterstützen. Darüber hinaus haben viele Ämter und die Stadtwerke Smart City Projekte am Start, die wir in unserer Strategie noch einmal hervorheben wollen. Auf Basis der Bürgerbeteiligung und der Gespräche mit Ämtern und Gesellschaften werden wir weitere Projekte entwickeln. Bei diesen müssen wir aber natürlich immer schauen, dass wir erneut Förderungen erhalten.
Wie ist der aktuelle Stand der Open Smart City Offenbach?
Petrovic: Wir sind zurzeit noch in der Beteiligungsphase. Im September laufen noch Pop-Up Aktionen in verschiedenen Ämtern wie Ausländeramt und Bürgerbüro sowie in der IHK Offenbach. Wir sind zudem mit Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Gespräch, um sie für unser Projekt zu gewinnen. Denn sie sind die Schlüsselkommunikatorinnen und -kommunikatoren, die uns dabei unterstützen unser Projekt voranzubringen.
Wie werden Bürgerinnen und Bürger beteiligt?
Petrovic: Offenbach braucht das Engagement und die Ideen ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Sie kennen ihre Stadt, ihre Quartiere am besten und wissen, was gebraucht wird. Daher sind genau diese Sichtweisen, Expertisen und das Mitwirken zu einer nachhaltigen, lebenswerten Stadt unabdingbar.
Wir wollen Menschen aus breit gefächerten und diversen sozialen Bevölkerungsschichten erreichen und in den Prozess der Open Smart City involvieren. Damit meinen wir auch schwer erreichbare, unterrepräsentative Bevölkerungsschichten. Also, Menschen mit Sprachbarrieren, ökonomisch benachteiligte Schichten oder Menschen ohne Internetzugang, die wir zum Mitmachen aktivieren möchten.
Daher sind die Beteiligungen – sowohl digital als auch analog – vielfältig: über das Portal mitwirken.offenbach.de und verschiedenen Pop-up Veranstaltungen bis über Postkarten, Plakaten, E-Mail bieten wir zahlreiche Möglichkeiten, gute Ideen loszuwerden. Damit wirklich vielfältige Gruppen erreicht werden, setzen wir ebenfalls auf die aktive Unterstützung und Mobilisierung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.
Welche Erwartungen und Vorschläge haben Bürgerinnen und Bürger bislang geäußert?
Petrovic: Die über 200 eingereichten Impulse sind sehr individuell. Vor allem die Themen Sauberkeit, Stadtbegrünung und Schattenplätze, ein intelligentes Verkehrsleitsystem in Echtzeit, Radfahrmobilität, eine gute Informations- und Kommunikationsübersicht der Stadt sowie ein gutes Miteinander sind Themen, die bewegen. Die eingereichten Ideen reichten von Müllscouts, über eine Plattform für Ideen und Verbesserungsvorschlägen oder freie Fahrten für schwerbehinderte Personen sowie Kinder und Jugendliche bis hin zur digitalen Scannabfrage des Kfz-Kennzeichens für Bewohnerparkausweise. Und das ist nur ein kleiner Teil der vielen kreativen Ideen, wie unsere Stadt verbessert werden kann.
Gibt es erste Ergebnisse?
Petrovic: Nach Sichtung und Clusterung der Ideen haben wir intern die für die Themen verantwortlichen Ämter und Gesellschaften identifiziert und gehen mit ihnen nun nacheinander die Ergebnisse durch. Was wir schon sagen können: Viele Ideen und Anmerkungen der Bürgerinnen und Bürger finden sich bereits in der einen oder anderen Art in Konzepten und Strategien der Ämter oder Stadtwerke wieder. Aber auch das ist wertvoll, weil es noch einmal betont, was den Bürgerinnen und Bürgern wichtig ist.
Etwas überraschend war für uns alle, wie wichtig das Thema Kommunikation ist. Die Bürgerinnen nehmen wahr, dass sie in der Flut an Informationen – von der Stadt, aber auch von Vereinen oder Geschäften – oft vieles nicht mehr mitbekommen, was für sie wichtig wäre. Hier wünschen sie sich mehr Unterstützung und Angebote. Da können wir sicher mit den anderen Ämtern nochmal stärker reindenken, was hier möglich ist. Und natürlich wird die Open Smart City App, deren Pilot Ende des Jahres kommt, das Thema aufgreifen.
Wie geht es weiter?
Petrovic: Hinter jeder eingereichten Idee stehen Menschen, die sich Gedanken über ihre Open Smart City machen. Wir möchten einen Teil dieser Ideen in Projekten realisieren. Für mich ist das der Schlüssel zum Erfolg: Nur gemeinsam mit den Offenbacherinnen und Offenbachern schaffen wir es eine Open Smart City zu werden. Ansonsten versuchen wir lokale Multiplikatorinnen und Multiplikatoren als Partnerinnen und Partner sowie auch Expertinnen und Experten der Stadt zu gewinnen und sie in unser Projekt zu involvieren. Und ab Mitte November folgt ein Abschlussevent, indem wir die Ergebnisse des Förderprojekts präsentieren.