Offenbachs „Gute Stube“, das Büsingpalais in der Herrnstraße 82, muss brandschutztechnisch saniert werden und erhält dabei auch eine neue Lüftungstechnik und Wasserversorgung. Weil das nicht bei laufendem Betrieb möglich ist, steht das Hauptgebäude des Stadtpalais ab Oktober für die Dauer von voraussichtlich einem Jahr nicht mehr für Trauungen, Feiern und Tagungen sowie für Kulturveranstaltungen zur Verfügung, informiert Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke. Auch der Innenhof, in dem die Baustelle eingerichtet wird, kann in dieser Zeit nicht genutzt werden.
„Das Büsingpalais zählt nicht nur zu den repräsentativsten Gebäuden unserer Stadt, viele Bürgerinnen und Bürger haben zu dem Stadtpalais auch eine emotionale Beziehung, sind hier getraut worden, haben Familienfeste gefeiert oder Veranstaltungen besucht“, so OB Schwenke. „Der Erhalt des Kulturdenkmals ist deshalb für die Stadt Offenbach auch eine ganz besondere Verpflichtung.“
Der Hotelbetrieb des benachbarten Sheraton-Hotels, das das Palais als Kongress- und Tagungszentrum betreibt und die Räume für Veranstaltungen vermietet, wie auch der Kulturbetrieb im Klingspormuseum und im Bücherturm der Stadtbibliothek in den beiden Kopfbauten der Seitenflügel kann während der Bauarbeiten weitgehend ungestört fortgeführt werden.
Ebenfalls die beiden Open-Air-Großveranstaltungen der Offenbacher Stadtmarketinggesellschaft OSG, das Mainuferfest im Juni und das Lichterfest im August, können nahezu uneingeschränkt stattfinden. Bis Juni 2024, sollen auf der Parkseite alle Arbeiten im Außenbereich abgeschlossen sein. Nur der Innenhof des Palais wird für das Mainuferfest nicht genutzt werden können. Für die Bühne wird die OSG auf einen alternativen Standort ausweichen.
Ende September wird in Offenbachs schmuckem historischen Stadtpalais die vorerst letzte Ehe geschlossen. Trauungen finden dann im modernen, 20 Personen fassenden Trausaal im Bernardbau, Herrnstraße 61, statt.
Von den Sanierungsarbeiten ist auch der städtische Kulturbetrieb betroffen. Das Neujahrskonzert Offenbacher Pianistinnen und Pianisten wird in die „Alte Schlosserei“ der EVO, die Veranstaltung „Ein Tag voller Mozart“ ins Kulturzentrum „Hafen 2“ verlegt. Ebenfalls die ursprünglich für das Palais gedachte Festveranstaltung „250 Jahre Musikverlag André“ wird in der „Alten Schlosserei“ stattfinden. Dr. Ralph Philipp Ziegler, Leiter des Amtes für Kulturmanagement: „Von unserer Seite deshalb ein Dankeschön an EVO und Hafen 2! Wir freuen uns sehr auf unser dann ertüchtigtes Büsingpalais.“
Das 1775 errichtete und 1984 nach Kriegszerstörung wiederaufgebaute Herrenhaus der Fabrikanten Bernard und d‘Orville befindet sich seit 1920/21 im Besitz der Stadt Offenbach. In den Erhalt des Baudenkmals und die Modernisierung seiner Haustechnik investiert die Stadt jetzt 8,63 Millionen Euro. Die Projektleitung hat sie der Stadtwerkegesellschaft OPG übertragen. Bei der Sanierung arbeitet die Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft eng mit dem Amt für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften als Bauherrenvertreterin zusammen, das die Immobilie unterhält.
Die Sanierung dient vorrangig dem Brandschutz, der nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht, aber auch einer höheren Energieeffizienz. Im Auftrag der Stadtwerke werden zunächst im Innenbereich verbaute Schadstoffe wie Asbest- und andere mineralische Fasern fachgerecht entsorgt, bevor es an die Erneuerung der Haustechnik geht.
Für eine schnelle Evakuierung der Versammlungsräume werden Flucht- und Rettungstüren ausgetauscht und zwei Terrassentüren im Erdgeschoss-Foyer zu Fluchttüren ins Freie umgebaut. Textile Rauchgasschürzen, die im Brandfall von der Decke abgelassen werden, sollen das Foyer vom Treppenaufgang abtrennen. In beiden Treppenhäusern werden so genannte Spülluftanlagen installiert. Deren Außenventilatoren blasen im Brandfall Außenluft nach innen, die über Fenster an oberster Stelle wieder ins Freie entweichen.
Weil die dem Büsingpark zugewandte Seite des Hauptgebäudes von der Feuerwehr aktuell nur im Osten vom Bücherturm aus angefahren werden kann, wird im Westen von der Berliner Straße aus eine zusätzliche Zufahrt geschaffen. Dafür muss an der Straße ein Baum gefällt werden. Die Ersatzpflanzung ist in direkter Nähe in Fortsetzung der Baumreihe geplant.
Im Zuge der Brandschutzsanierung lassen die Stadtwerke auch die Lüftungstechnik und die Trink- und Löschwasserversorgung erneuern. OPG-Projektleiterin Alexandra Ihls: „Durch den Wechsel der zentralen Geräte der Lüftungsanlagen lässt sich der Energieverbrauch um bis zu 70 Prozent verringern.“
Auch die Neuauslegung des Trinkwassernetzes soll den Energiebedarf deutlich senken. Dabei wird die Löschwasseranlage vom Trinkwassernetz getrennt. Dadurch und durch die künftig dezentrale Warmwasserbereitung am jeweiligen Abnahmeort soll der Energieaufwand auf einen Bruchteil minimiert werden.
Im Zuge dieser Umbauten werden ebenfalls die Sanitäranlagen im Untergeschoss erneuert und dann auch barrierefrei sein. Ende September 2024, so die Planung, soll das Haus dann wieder dem Sheraton-Hotel übergeben werden.