Im Juz: Viele interessante Stichworte beim Gespräch mit Kommunalpolitikern – Hybrides Format wird gut angenommen
Warum gibt es im Badehaus nicht mehr Angebote zum Austoben für Jugendliche, beispielsweise in Form einer großen Rutsche? Und weshalb tut sich mit Blick auf den Wunsch „Mehr dezentrale Treffs in den Stadtteilen“ vergleichsweise wenig? Wieso dauert es oft so lange, bis Teenager-Bedürfnisse von der Kommunalpolitik registriert, ernst genommen und dann auch hin und wieder Richtung Umsetzung angeschoben werden? Diese Fragen kamen, direkt formuliert oder zumindest unterschwellig angedeutet, bei der vierten Auflage des Rödermärker Jugenddialogs zur Sprache.
Im Juz Ober-Roden wurden unter der Überschrift „Jugend trifft Politik“ gut eine Stunde lang Fragen gestellt und beantwortet. Fünf Vertreter von Parteien und Wählervereinigungen auf dem Podium, rund 30 interessierte Youngster im Raum, zirka 60 Zuschauer beim Live-Stream und mehrere hundert Aufrufe in den Tagen nach der Veranstaltung auf dem YouTube- und Twitch-Kanal von „Jugend Rödermark“: Die Resonanz war beachtlich.
Stephanie Grabs, die Leiterin der kommunalen Fachabteilung Jugend, geriet regelrecht ins Schwärmen. Ihr Fazit nach dem Meinungsaustausch: „Es lief ganz toll, es kamen sehr interessante Stichworte zur Sprache. Ich denke, es war die bislang beste Runde dieser Art. Einmal mehr hat sich gezeigt, wie wichtig solch eine Plattform ist, damit junge Menschen mit ihren Anliegen Gehör finden. Mit dem hybriden Format, das die reale Begegnung und die Möglichkeit des Online-Aufrufs kombiniert, haben wir in Rödermark einen guten Ansatz etabliert. Das ist, mittlerweile als Veranstaltungsserie aufgezogen, schon etwas kreisweit Außergewöhnliches“, freute sich Grabs nach der kurzzeitigen Verwandlung des Jugendzentrums in ein kleines Fernsehstudio.
Apropos Jugendzentrum: Dass die Pläne für einen Juz-Neubau neben dem Badehaus den Nerv treffen und beim Nachwuchs für Gesprächsstoff sorgen würden – das hatte sich schon im Vorfeld abgezeichnet. Doch neben diesem Top-Thema blieb noch ausreichend Zeit für einen „wilden Wunschzettel“. Ein Fast-Food-Restaurant in Rödermark? Das wäre doch ein echter Gewinn, meinte ein Fragesteller. Endlich ein Durchbruch beim Thema „Glasfaser-Netz für alle“: Das sei auch ein wichtiges Thema, hieß es an anderer Stelle im Publikum. Eine Aufwertung des Bolzplatzes an der Seligenstädter Straße mit Flächen für Street-Fußballer, Basketball-Spieler und Skater – warum nicht?
So wurden eifrig Hoffnungen, Träume und ganz praktische Überlegungen zusammengetragen. Der kürzlich eingeführte Hopper: Schön und gut. Dass jedoch bei dieser neuen Form von Anruf-Sammeltaxi nicht mir Bargeld bezahlt werden könne, sei keine Einladung für Kinder und Jugendliche, einfach mal schnell und unkompliziert mitzufahren.
Die Kommunalpolitiker versuchten zu sortieren: Welche Dinge kann die Stadt direkt beeinflussen? Wo gibt es nur eingeschränkte Spielräume? Und welche kommerziellen Themen liegen gar nicht im „Hoheitsgebiet“ der Kommune? Der Stadtverordnete Lars Hagenlocher plädierte für Ehrlichkeit. Niemand wolle und dürfe den jungen Leuten etwas vorflunkern. So gab es allgemeines Kopfnicken auf dem Podium, als Hagenlocher feststellte: „Das Geld, das man braucht, um bestimmte Projekte zu verwirklichen, ist natürlich immer ein Thema. Da muss im jeweiligen Einzelfall geschaut werden, was geht.“ Aber wenn man engagiert an einer Sache dranbleibe, so der kollektive Tenor, lasse sich doch einiges erreichen.
Bürgermeister Jörg Rotter, der als Zuhörer neben den Jung-Rödermärkern Platz genommen hatte, meldete sich zu Wort und plädierte dafür, beim Stichwort „Juz“ das Erreichbare ganz konkret anzupeilen. Der angedachte Neubau sei dank einer Zwei-Drittel-Bezuschussung auf der Schiene von Bund und Land gleichbedeutend mit einer „großen Chance“ für die Stadt. Dort werde deutlich mehr Raum als im derzeitigen Juz zur Verfügung stehen.
Gleichwohl, so Rotter, wolle man in den kommenden Jahren nicht eingleisig unterwegs sein, nicht starr fixiert auf ein einziges Domizil für Jugendarbeit. Vielmehr solle auch künftig eine kleine Anlaufstelle in Ober-Roden erhalten bleiben. Außerdem werde während der angestrebten Neugestaltung des Ex-Feuerwehrhauses am Platz vor der Kulturhalle ein Juz-Ausweichquartier zur Verfügung stehen, erläuterte der Bürgermeister.
Für das Juz der Zukunft stellte Stephanie Grabs einen E-Sport-Raum in Aussicht. Die Reaktion bei vielen Anwesenden: Freudige Gesichter… Und schließlich gab’s Applaus, als nach der Ankündigung „Jetzt essen wir noch Pizza“ die Mikrofone und Kameras abgeschaltet wurden. Eine Neuauflage des Jugenddialogs wird es aller Voraussicht nach im Mai 2023 geben, dann wohl wieder mit Moderator Chris Gerner. „Es war seine Premiere in dieser Rolle. Er hat es super gemacht“, lobte Grabs nach dem verbalen Pingpong.