Die Bauarbeiten zur Erweiterung der Integrierten Gesamtschule Lindenfeld (IGS) machen große Fortschritte. Nach den Herbstferien ziehen rund 125 Kinder in den fertiggestellten ersten Bauabschnitt des neuen Grundschulgebäudes ein. Das Stadtwerke-Unternehmen OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbH setzt im städtischen Auftrag, vertreten durch das Amt für Planen und Bauen, Bereich Hochbaumanagement, die Erweiterung der IGS Lindenfeld, ehemals Bachschule, um. „Dieser Baufortschritt bedeutet schon jetzt eine erhebliche Verbesserung für die Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte und die Anwohnenden“, erklärt Bildungs- und Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß. „Wir schaffen in der südlichen Innenstadt moderne und barrierefreie Unterrichtsplätze, die durch die aktuelle Bevölkerungsentwicklung dringend gebraucht werden. Insgesamt bietet das neue Gebäude rund 4.500 Quadratmeter, wovon nun mehr als die Hälfte realisiert wurden“, so Weiß weiter.
Die Fertigstellung des zweiten und damit finalen Bauabschnitts der IGS ist für das erste Quartal 2027 vorgesehen. Die geplanten Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 31,1 Millionen Euro. Im Rahmen des Investitionsprogramms Ganztag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung werden Fördermittel in Höhe von rund 5,4 Millionen Euro beantragt.
Umweltfreundliche Bauweise für langlebigen Bestand
Der Neubau zeichnet sich durch seine energieeffiziente Konstruktion aus. Das Hochbaumanagement teilt mit, dass das Gebäude dem Effizienzgebäude 40 Erneuerbare-Energien-Klasse (EG 40 EE) entspricht. Dies bedeutet, dass es 60 Prozent weniger Energie verbraucht als ein vergleichbares Referenzgebäude. Das Flachdach ist begrünt und trägt eine Photovoltaik-Anlage, die den erzeugten Strom vollständig in das Netz des lokalen Energieversorgers einspeist.
Auch bei der neuen Einrichtung wurde die Langlebigkeit sowie Umweltfreundlichkeit mitberücksichtigt. Beim Mobiliar verzichtete man auf Plastik und setzte stattdessen auf Holz.
Vielseitige Nutzungsmöglichkeiten
Im Erdgeschoss befinden sich jetzt zwei Räume mit jeweils rund 50 Quadratmetern für die Nachmittagsbetreuung sowie eine Bürofläche. Darüber hinaus finden die Schülerinnen und Schüler einen gemeinschaftlich nutzbaren Gymnastikraum mit Umkleiden sowie eine zentrale Sanitäranlage, die für den Neu- und Altbau zur Verfügung steht. Geplant ist noch die Mensa, die mit dem zweiten Bauabschnitt umgesetzt wird.
Die beiden barrierefrei über einen Aufzug erreichbaren Obergeschosse sind der Grundschule vorbehalten. Im ersten Obergeschoss finden sich nun Musik-, Kunst- und Werkräume mit entsprechenden Lagerflächen, Elternsprechräume, ein Sanitätsraum und ein barrierefreies Bad. Die Klassenzimmer befinden sich im zweiten Obergeschoss, ergänzt durch Gruppen- und Deutsch- und PC-Räume.
„Insbesondere die farbig gestalteten hellen Sitznischen der Flure werden den Kindern besonders gut gefallen“, meint Nina Baumann, Leiterin der Grundstufe. „Darin lässt sich herrlich entspannen, lesen und das Geschehen auf dem Schulhof beobachten“, so Baumann. Auch Kai Maas, Schulleiter der IGS freut sich über die bald nutzbaren Räumlichkeiten. „So ein riesiges Bauprojekt mitten im Schulbetrieb umzusetzen, ist natürlich nicht immer einfach. Doch unser großes Ziel war es, auch bei der Umwandlung zur IGS, Chancengleichheit für Bildung und eine gewisse Stabilität sowie Sicherheit für die Schülerinnen und Schüler im Stadtteil zu bieten“, erklärt Maas. Der Einzug wird bereits tatkräftig vom Kollegium vorbereitet. „Die Neuerungen bedeuten auch große Vorteile für Kinder mit besonderen Herausforderungen. Denn diese können besser in die regulären Schulklassen integriert und entsprechend gefördert werden. Auch das gemeinsame Spielen ist durch die Neugestaltung des Schulhofs für alle Schülerinnen und Schüler möglich, ohne Ausnahme“, so Maas.
Nachhaltige Außenanlagen
Die Grundleitungen wurden komplett erneuert, einschließlich eines neuen Trinkwasserübergabeschachts. Auch der Schulhof wurde komplett saniert. Zur Klimaanpassung wurde der alte Schulhofbelag durch einen helleren sowie wasserdurchlässigen Pflasterbelag ausgetauscht, damit das Regenwasser besser ins Grundwasser sickern kann und die Flächen sich im Sommer nicht so aufheizen. Im Sinne des sogenannten Schwammstadtkonzepts wird der anfallende Niederschlag nun nicht mehr in das städtische Kanalnetz, sondern in ein sogenanntes Rigolen-System geleitet. Rigolen sind unterirdische Rückhalteräume wie beispielsweise Zisternen, die das Wasser aufnehmen, speichern, versickern oder ableiten können. Außerdem wurden zur besseren natürlichen Bewässerung der Bäume Baumgruben vergrößert und mit einem speziellen Bodenaufbau versehen, damit das anfallende Regenwasser direkt am Wurzelwerk der neuen Bäume gespeichert und von ihnen genutzt werden kann. In enger Abstimmung mit dem Umweltamt wurden bereits einige der Bäume und Sträucher als Ausgleich für die gefällten nachgepflanzt.
Für die Schülerinnen und Schüler entstanden neue Spielgeräte, die Möglichkeit zum Spielen und Austoben in den Pausen bieten. Hierzu zählen zum Beispiel eine große Kletterlandschaft und eine Balancierstrecke. Bei der Gestaltung berücksichtige man neben dem unterschiedlichen Alter von Schülerinnen und Schülern in Grundschule und weiterführender Schule auch das inklusive Angebot für Menschen mit Behinderung sowie Rückzugsmöglichkeiten für ruhigeres Spiel. Dafür stehen beispielsweise ein Tonspielgerät mit Wippbalken, der auch mit dem Rollstuhl befahrbar ist, und eine Murmelbahn bereit. Weitere Spielmöglichkeiten kommen in der finalen Bauphase des Projekts dazu. Das geplante „Grüne Klassenzimmer“ für den Unterricht im Freien wird in den Wintermonaten fertiggestellt.
Startschuss für zweiten Bauabschnitt
Die Stadtwerke-Immobilientochter OPG steuert im Auftrag der Stadt Offenbach nahezu alle Projekte des Hochbaumanagements und wickelt sie in der Umsetzungsphase treuhänderisch ab. Das gilt auch für die IGS Lindenfeld: „Parallel zu den Arbeiten des ersten Bauabschnitts bereiten wir seit Januar den zweiten Bauabschnitt vor, der termingerecht nach den Herbstferien beginnt“, erklärt OPG-Projektleiter Hochbau Frank Herrgen. Dazu gehörten die Rodungsarbeiten von vier Bäumen, der Umzug der Kindertagestätte in der Friedenstraße und die Vorbereitungen für die Abbrucharbeiten des ehemaligen Kitagebäudes.
Für das neue Schulhaus müssen nun im zweiten Bauabschnitt das alte Kitagebäude samt südlich gelegener Nebenbauten in der Friedensstraße und ein Lager im Südosten des Schulgrundstücks weichen. Im ersten Quartal 2025 soll laut OPG mit dem Rohbau des zweiten Bauabschnitts, des östlichen Flügels der Schule, begonnen werden.
Die zwischenzeitlich gestiegenen Anforderungen an den Vogelschutz spielen beim Bau auch eine Rolle. Zur Vermeidung und Reduzierung von Irritationen für Vögel sind bisher größere Fensterflächen aus reflexionsarmem Glas hergestellt worden. Nach der Gesamtfertigstellung müssen diese um spezielle Aufdrucke ergänzt werden, damit sie für Vögel besser sichtbar sind.
Historie des Grundstücks geht nicht verloren
An der Fassade des alten Kitagebäudes, welches im November abgerissen wird, befindet sich zur Straße eine historische Tafel. Auf dieser steht in alter deutscher Schreibweise „Städtisches Kindertagesheim“. Aufgrund ihres geschichtlichen Werts wird versucht die Tafel auszubauen und an das Haus der Stadtgeschichte zu übergeben. „Wir haben bereits verschiedene solcher Tafeln in unserer Sammlung und auch das Thema „Offenbacher Schriftkunst“ lässt sich anhand dieses Stücks gut nachvollziehen“, freut sich Dr. Jürgen Eichenauer vom Haus der Stadtgeschichte.
Geschichte bleibt aber auch auf dem Schulgelände sichtbar. Unterhalb des Pausenhofs war im Rahmen früherer baulicher Maßnahmen der Sockel einer alten Brunnenanlage gesichert worden. Die noch gut erhaltenen roten Sandsteinblöcke wurden im Rahmen des Grundschulneubaus sorgfältig geborgen. Aus Nachhaltigkeitsgründen und zur Würdigung ihres historischen Werts wird ein Teil der Steine in der neuen Außenanlage der IGS und ein Teil in anderen Grünanlagenprojekten der Stadt wiederverwendet. An der IGS dienen sie ab dem kommenden Frühjahr dann als Sitzmöglichkeiten im „Grünen Klassenzimmer“.
Schon durch den Entwurf des Darmstädter Architekturbüros Loewer + Partner wird die bauliche Geschichte des Orts gewürdigt. Der Neubau greift die symmetrische Struktur des ehemaligen Schulareals auf und wahrt durch eine große Glasfassade den Blick auf die erkerartig gestaltete Stirnseite des Altbaus. Zum Hauptgebäude hin öffnet sich der Neubau mit zwei überdachten Durchgängen, die rechts und links des neuen zentralen Treppenhauses von der Friedensstraße auf das Schulgelände führen. Früher wurden die Zugänge von Mädchen und Jungen getrennt genutzt und führten zu den jeweiligen Eingängen sowie Pausenhöfen der Mädchen- und Jungenschule.
Hintergrund
Im November 2021 genehmigten der Magistrat sowie die Stadtverordnetenversammlung den Neubau der zweizügigen Grundschule mit Mensa auf dem Gelände der Integrierten Gesamtschule Lindenfeld. Das historische Hauptgebäude in der Friedenstraße wird U-förmig von dem Neubau umschlossen. Nach Fertigstellung können künftig bis zu 200 Grundschülerinnen und Grundschüler die Schule besuchen. Die Erweiterung der IGS, die aktuell von 850 Schülerinnen und Schülern besucht wird, erfolgt bei laufendem Unterrichtsbetrieb in zwei Bauabschnitten