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Vorbereitung des Kleidertauschprojekts durch die Schülerinnen der Marienschule Foto:OBL

Wie viele andere Schulen hat auch die Marienschule am Ende des Schuljahres eine Projektwoche veranstaltet. Projektleiterin Sonja Wölte erläuterte: “Die Schülerinnen haben in dieser Woche die Gelegenheit, auch mal außerhalb des Unterrichts Lernerfahrungen zu machen.”

Alle drei Jahre gibt die Schule ein festes Motto vor. An den nächsten beiden aufeinander folgenden Jahren ist es den Lehrern freigestellt, welche Themen sie bearbeiten möchten. Das Themenspektrum war somit dieses Jahr breit angelegt, von sportlich bis musisch. Es reichte von Naturschutz, Selbstverteidung und Manga-Zeichnen, über Recycling bis zur geistigen Erkundung Chinas. In einem “Aus Alt mach Neu”-Workshop wurden zum Beispiel aus Altmaterialien Bumerangs hergestellt.

“Die Schülerinnen sind bei den Projektgruppen nicht in ihrer üblichen Klassenzusammensetzung. Viele Schülerinnen haben mir gesagt, dass sie am Ende des Schuljahres nichts mehr schulisch leisten wollen, sondern einfach mal Freude haben möchten. Dem soll die Projektwoche dienen”, so Sonja Wölte. Wölte war froh, dass es für diese Veranstaltung keine Noten gibt: “Die Schülerinnen sollen hier einfach nur mal ohne Zwang etwas für ihr Leben mitnehmen. Und sie sollen herausfinden, was sie wirklich interessiert.”

Der Horizont der Schüler wird bei der Projektwoche also erweitert, sie lernen neue Dinge kennen und erfahren einen anderen Zusammenhalt. Auf diese Weise können auch neue Talente zutage treten.

Ein Lateinlehrer berichtete, dass er sich schon viele Projekte ausgedacht hatte: “Es ging dabei in der Regel um Latein, die Römer, römisches Essen und Trinken.” Da ihm dies aber irgendwann zu eindimensional wurde, ließ er sich durch einen Bekannten von der Barmer Ersatzkasse dazu anregen, ein Projekt zur Gesundheitsvorsorge zu organisieren. Dieses Jahr kam ihm die Idee zu einem Workshop über Fohmarkt-Kleidung: “Ich habe einem Gespräch zwischen Schülerinnen zugehört, und dass sie auf dem Flohmarkt Kleidung tauschen und verkaufen. Das habe ich zu Hause meiner Frau erzählt, die von dieser Idee für die Projektwoche begeistert war und mir aus dem Stand zehn Links zu dem Thema schickte, vor allem von Instagram.”

Die so entstandene Projektgruppe setzte sich aus vielen Altersgruppen zusammen, von der 5. bis zur 12. Klasse. In der Gruppe wurde eine Kleidertausch-Börse entwickelt. Schülerinnen, die Kleidungsstücke abgaben, erhielten dafür Kärtchen, auf denen die Anzahl der eingereichten Kleider aufgeschrieben wurde. Einige Zeit später fand dann ein großer Tausch statt. Jeder zeigte sein Kärtchen vor und durfte so viele Sachen mitnehmen, wie darauf vermerkt waren. Übrig gebliebene Kleidungsstücke wurden vom Projektleiter an entsprechende Stellen zur sinnvollen Weiterverwendung gegeben. “Alles war kostenlos. Und so war jeder Schülerin klar, dass niemand übervorteilt wird. Überhaupt haben sich die Mädchen hervorragend verhalten, waren alle pünktlich und hatten viele Ideen”, so der Lehrer.

Anna, 13 Jahre alt erklärte die Beweggründe, sich für den Kleidungs-Workshop eingetragen zu haben: “Wir wollten uns über Kleidung informieren. Wir fanden das persönlich ganz wichtig, dass dieser Kleidertausch nicht einfach stattfindet, sondern dass wir auch wissen, warum wir das machen. Es ging darum, zu erfahren was mit der Kleidung eigentlich passiert, nachdem sie getragen und weggeschmissen wurde. Es ging auch um Kinderarbeit, wie wenig also die Kinder verdienen, während die Händler viel mehr erhalten. Darauf wollten wir aufmerksam machen, und darum haben wir uns auch für ein Quiz zu dem Thema entschieden.”

Jasmin, 18 Jahre alt konkretisierte: “Wir haben darüber diskutiert, dass es wichtig ist, woher die Kleidung kommt, die wir kaufen, und wie diese produziert wird. Also zum Beispiel, welche Marken oder Onlineshops Kleidung vertreiben, die durch Kinderarbeit entstanden ist. Und dass wir das nicht unterstützen. In diesem Zusammenhang wurden die Händlerplattformen von Shein oder Primark genannt.” Es sei der Gruppe wichtig gewesen, auf Nachhaltigkeit zu achten. Diese sei bei Betrieben, die auf Kinderarbeit setzen, nicht gegeben, da die niedrigen Löhne für Näher mit mangelnder Qualität des Produkts einher gingen. Bei einem Top für vier oder fünf Euro, erhalte das Kind oder der Näher häufig nur um die vierzig Cent Stundenlohn. Auch wenn man das in Relation zur höheren Kaufkraft in den Herstellungsländern setzen muss, hätten viele Läden mittlerweile den Imageschaden für sich realisiert und sie versuchen, zumindest von Kinderarbeit wegzukommen.

“Es ging uns darum, ein Bewusstsein zu entwickeln. Damit die Menschen in Zukunft vielleicht mehr auf Qualität beim Kauf achten. Und darauf, dass sie getragene Kleider nicht einfach wegschmeißen oder irgendwie in den Altkleidercontainer werfen, sondern auch an Vereine und Sammelstellen für bedürftige Menschen denken. Zudem kann man auch second hand sehr gut erhaltene Klamotten, zum Beispiel von Zara oder h&m, erhalten, zum Teil sogar noch mit Etikett”, so Jasmin.

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