Wie viele andere hatten sich die 1952 im Iran geborene Mahshid Najafi und ihr Mann Ende der 70er Jahre eine Liberalisierung der Gesellschaft erhofft. Jedoch wurde die Bedrohung nach der Revolution unter der Herrschaft Chomeinis immer größer, so dass sie 1985 ihr Land verließen. Über Istanbul ging Najafi zunächst allein in die USA, wo sie ihren Sohn zur Welt brachte. Weil es in Deutschland bessere Perspektiven für sie gab, folgte ihrem Mann über die Türkei nach Deutschland. Sie lebt seit 1985 in Offenbach und engagiert sich seitdem für die Förderung der Integration und den Abbau von Fremdenfeindlichkeit. Dafür wurde sie am Donnerstag, 6. Juli, in einem Festakt in der frei-religiösen Gemeinde. mit dem Integrationspreis des Jahres 2023 ausgezeichnet. Integrationsdezernent Wilhelm überreichte die Urkunde und das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro. „Mahshid Najafi versteht es, die Perspektive von Zugewanderten in den Diskurs einzubringen. Ohne andere zu verletzen, gelingt es ihr den Finger in die Wunde zu legen, die Populismus, Fremdenfeindlichkeit und Demokratiefeindlichkeit schlagen“, so der Sozial- und Integrationsdezernent Martin Wilhelm als Vorsitzender der Jury in seiner Begründung.
Die Offenbacher Autorin Ingrid Walter zeichnete anschließend ein lebendiges Bild der Geehrten, sie berichtete von den Stationen der Flucht von Mahshid Najafi aus dem Iran, die Stationen ihrer Flucht und ihr Ankommen in Offenbach. Davon zeugen auch die zahlreichen beruflichen, politischen und ehrenamtlichen Engagements der Preisträgerin, die sich bis heute für die Bekämpfung von Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und für die Rechte von Frauen hier und im Iran einsetzt. In ihrem Vortrag verwies Walter auch auf die Autobiografie, die Mahshid Najafi im vergangenen Jahr veröffentlicht hat, „Wie Mond und Sonne“ beschreibt ihren spannenden Lebensweg und die Integration in Deutschland. Aktuell beschäftigten Najafi mit den aktuellen Protesten in ihrem Heimatland, in ihrer Danksagung wies sie auch auf die paradoxe Haltung Deutschlands zum gewaltsamen Tode von Jina Mahsa Amini hin: „Einerseits wird die Verfolgung der Frauen und Unterstützer, also derer, die sich für die Rechte der Frauen im Iran einsetzen, verurteilt, andererseits werden die Verhandlungen über den Atomdeal mit dem Regime im Iran wieder aufgenommen.“ Deshalb spendet sie das Preisgeld je zur Hälfte an die Iranische Initiative, bei der sie mitwirkt und an die Initiative „Bunt statt Braun“, bei der sie von Anfang an dabei ist.
Für den musikalischen Rahmen sorgte die Gruppe Artemis & Band. Deren Sängerin Artemis Bahrami erinnerte nochmals daran, dass das Singen den Frauen im Iran, neben vielen anderen Dingen, verboten ist.