Mit einer neuen Kulturtafel am Stadion auf dem Bieberer Berg erinnern die Offenbacher Kickers und die Stadt Offenbach an Dr. Manfred Weinberg und die jüdische Geschichte des Traditionsvereins. Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke und Jörg Briel vom Kickers-Präsidium übergaben die Tafel zum Heimspiel am 6. Mai der Öffentlichkeit. Sie entstand auf Initiative der AG Erinnerungsarbeit, die aus dem Fanprojekt, Fanbeauftragten und engagierten Fans besteht. Die Tafel informiert Gäste des Stadions und Passanten über das Leben von Dr. Manfred Weinberg, der bis 1932 im Vorstand des OFC tätig war. Die Tafel befindet sich in unmittelbarer Nähe des Stolpersteins für Weinberg, der vor der Hermann-Nuber-Tribüne platziert wurde und seit 2006 in der Patenschaft des Präsidiums der Kickers liegt.
„Dr. Manfred Weinberg war eine herausragende Persönlichkeit des Vereins. Im Vorstand der Kickers stellte er sich einst mutig gegen die Nationalsozialisten und verbot Adolf Hitler 1932 einen Wahlkampfauftritt im Kickers-Stadion“, würdigte Oberbürgermeister Schwenke das wohl bekannteste jüdische Mitglied des Vereins. „So mutig er war, so schnell war er den Nazis ein Dorn im Auge. Deshalb musste er durch großen Druck der Nazis noch im Vorfeld der Machtergreifung Hitlers den Verein verlassen – und das nur, weil er ein Jude war.“
Jörg Briel erinnerte an die Gleichschaltung der Nazis auch im Sport: „Juden waren seinerzeit in vielen Vereinen aktiv, sei es als Spieler, als Förderer oder in der Vereinsführung. Dennoch wurden sie von Anhängern der Nationalsozialisten aus den Vereinen gedrängt, schließlich aus Deutschland vertrieben oder deportiert.“ Mit der Machtergreifung der Nazis 1933 schalteten sich die Fußballvereine und der DFB schnell selbst gleich: Sie drängten ihre jüdischen Mitglieder aus den Vereinen und änderten von sich aus ihre Satzungen.
Wie angedroht, vergaßen die Nazis Weinbergs Affront gegenüber Hitler nicht. Schon im März 1933 verhafteten sie ihn und verbrachten ihn in das Lager Osthofen in Rheinhessen, in der Nazisprache „in Schutzhaft“ und zur „Umerziehung“. Ende April wurde er und andere missliebige Menschen vor den Augen der Bürger auf einer großen Naziveranstaltung auf dem Wilhelmsplatz öffentlich gedemütigt. Weinberg durfte seine Rechtsanwaltspraxis nicht weiter betreiben. Noch 1933 verließ der Deutschland und floh über Frankreich nach Afrika. 1946 kehrte er in das befreite Deutschland zurück und lebte in Mainz.
Jörg Briel: „Für uns als Verein Kickers Offenbach ist es eine Pflicht, an Dr. Weinberg zu erinnern und seinen Einsatz gegen die menschenverachtende Ideologie zu würdigen.“ Auch für die Stadt ist dieses Erinnern wichtig, so Oberbürgermeister Schwenke: „Der mutige Einsatz von Dr. Weinberg muss sichtbar bleiben und mit dieser Tafel würdigen wir einen wichtigen Bürger der Offenbacher Stadtgeschichte.”