Einmal mehr beteiligte sich Rödermark am Aktionstag – Vor den Rathäusern wurden Fahnen gehisst – Frauenbeauftragte macht auf Notfallhilfe aufmerksam
Flagge zeigen, aggressives und menschenverachtendes Handeln brandmarken, eine schwelende gesellschaftliche Problematik klar benennen: Dieser Dreiklang sorgte am 25. November vor den Rathäusern in Ober-Roden und Urberach für Aufmerksamkeit. Bürgermeister Jörg Rotter und die Erste Stadträtin Andrea Schülner waren dabei, als Fahnen mit der Aufschrift „Frei leben – ohne Gewalt“ vor den Verwaltungsgebäuden aufgezogen wurden.
Seit 2001 ruft die Organisation „Terre des Femmes“ dazu auf, den internationalen Aktions- und Gedenktag „Nein zu Gewalt an Frauen!“ zu nutzen, um die Öffentlichkeit für die Thematik zu sensibilisieren. Es geht um einen Straftaten-Bereich mit hoher Dunkelziffer. Opfer, die geprügelt, misshandelt, vergewaltigt und psychisch erniedrigt werden, stehen im Fokus der Kampagne.
Laut Statistik wurden im Jahr 2021 in Deutschland bei der Polizei rund 143.000 Fälle angezeigt, bei denen Gewalt auf der Ebene von (Ex-)Paaren zu beklagen war. Bei knapp 80 Prozent der Tatverdächtigen handelte es sich nach Angaben der Ermittler um Männer. Bei gut 20 Prozent der Fälle ging die Gewalt von Frauen aus. Apropos „Dunkelziffer“: Schätzungen der zuständigen Behörden gehen davon aus, dass rund zwei Drittel der weiblichen Opfer nicht zur Polizei gehen, sei es aus Scham oder Furcht vor abermaliger Eskalation und Racheakten.
Der gravierende Missstand, der über die Delikte in Paar-Konstellationen noch weit hinausreiche, müsse immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Dazu – und zur Bekämpfung derartiger Phänomene – biete der alljährlich wiederkehrende Aktionstag eine gute Plattform. Das betonte Isabel Martiner, die externe Frauenbeauftragte der Rödermärker Stadtverwaltung, als vor den Rathäusern mit den Flaggen hantiert wurde. Gemeinsam mit den verwaltungsintern tätigen Frauenbeauftragten Petra Förster und Samantha Herth hatte Martiner dazu aufgerufen, sich wachsam und solidarisch zu zeigen.
Sie habe seit ihrem Amtsantritt als Frauenbeauftragte im Frühjahr 2022 glücklicherweise noch kein Beratungsgespräch mit Betroffenen von Übergriffen und Gewalt führen müssen. Doch diese grundsätzlich positiv zu wertende „Kennziffer Null“ dürfe nicht zu falschen Schlüssen verleiten, unterstreicht Martiner. Ihr Hinweis: „Oft ist die Hemmschwelle, anderen Menschen über schlimme Erfahrungen zu berichten, sehr hoch. Wer deshalb in einem ersten Schritt einen anonymen Zugang zu Hilfestellung und Beistand finden möchte, kann folgende Rufnummer wählen: 08000 116016.“
Die genannte Hotline ist ein Angebot der Aktion „Hilfetelefon – Gewalt gegen Frauen“. Geschulte Beraterinnen stehen für die Kontaktaufnahme zur Verfügung, Tag für Tag, rund um die Uhr, kostenfrei erreichbar – wobei alle persönlichen Angaben vertraulich behandelt werden.
Selbstverständlich sichert auch Isabel Martiner betroffenen Menschen, die sich mit ihr austauschen möchten, Diskretion und Verschwiegenheit zu. Die Frauenbeauftragte ist im Rathaus Ober-Roden unter der Rufnummer (06074) 911242 zu erreichen.