Die Veranstaltungsreihe „Café Vergiss-Mein-Nicht“ feiert 2024 ihr zehnjährige Bestehen
Bella, bella, bella Marie…“ Reinhold Franz greift zur Gitarre und stimmt Schlager an, die allesamt Italien-Sehnsucht beschwören. Sein Percussion-Kollege Otto Seitz gibt den Rhythmus vor. Ein Besucher tänzelt mit seiner Kaffeetasse ein wenig verträumt vor den Musikern auf und ab, ein anderer setzt sich neben Franz und singt mit. „Wie der Mann das macht, wie er kurze Liedzeilen in den Textpausen nachzieht und so für melodische Überleitungen sorgt… Respekt, das ist wirklich klasse“, lobt der 87-jährige Protagonist des Nachmittags.
So geht es zu, wenn im Café Vergiss-Mein-Nicht in froher Runde bei Kaffee und Kuchen in klingender Erinnerung geschwelgt wird. Gut gelaunt, spontan, herzlich – und in manchen Momenten mischt sich vielleicht ein Schuss Wehmut und Melancholie in die entspannte Stimmung. Alles hat seinen Platz und seine Berechtigung, wenn ältere und demenzkranke Menschen bei diesem Angebot der besonderen Art zusammenkommen.
Im Herbst 2024 feiert die Veranstaltungsreihe bereits ihren 10. Geburtstag. Das Ehrenamtsbüro der Stadt Rödermark fungiert als Veranstalter. Es kooperiert mit dem ArteCare-Pflegestift „An der Rodau“ in Urberach sowie dem Alten- und Pflegeheim Morija in Ober-Roden, die jeweils einmal pro Monat ihre Türen für Vokales und Instrumentales mit wechselnden Akteuren öffnen.
Um den organisatorischen Rahmen mit freundlicher Bedienung und einfühlsamer Ansprache kümmert sich ein ehrenamtlich engagiertes Team von Helferinnen. Bei Waltraud Krayer laufen die Fäden zusammen, sie ist seit den Anfangstagen eine treibende Kraft in Sachen „Vergiss-Mein-Nicht“, prägnant eingedampft auf drei Buchstaben: VMN.
Ein gutes Stichwort, sie greift es gerne auf: „Die Musik ist bei alledem natürlich das A und O. Einzelne Titel stimulieren das Publikum, wecken Erinnerungen und aktivieren das Gedächtnis. Es ist erstaunlich und berührend, welche Impulse das mitunter gibt. Menschen, die vorher verschlossen wirkten, blühen plötzlich auf. Sie lächeln, erzählen etwas und fühlen sich in diesen Augenblicken sichtlich geborgen. Und genau das“, so Waltraud Krayers Tenor, „soll mit den Zusammenkünften ja schließlich erreicht werden.“
Alle Beteiligten freuen sich, dass die entbehrungsreiche Coronazeit mit einer Flut von Veranstaltungsabsagen nun schon ein ganzes Weilchen der Vergangenheit angehört. Der Cafébetrieb hat Fahrt aufgenommen und ist zu seiner normalen Taktung zurückgekehrt. Endlich können auch Angehörige der Pflegeheimbewohner und spontane Gäste, die von außerhalb dazustoßen möchten, wieder begrüßt werden. Und natürlich altbewährte Musiker wie Reinhold Franz, der zur Kategorie „VMN-Urgestein“ zählt.
Der pensionierte Lehrer ist ein Tausendsassa der Notenwelt, bekannt in der regionalen Musikszene, ein Mann mit Organisationstalent und der Fähigkeit, den großen Kosmos der Töne charmant aufzufächern. „Wir haben glücklicherweise einige solcher Idealisten, die mit viel Herzblut unsere Café-Nachmittage bereichern. Aber natürlich sind parallel dazu auch neue Gesichter jederzeit willkommen. Sehr gerne auch jüngere Menschen, die musizieren, sich für das Projekt engagieren oder einfach mal mit ihren Angehörigen vorbeikommen möchten“, betont Waltraud Krayer.
Die nächsten Termine zum Vormerken: Im Haus Morija in der Breidert-Siedlung, Zwickauer Straße 5, ist das Café Vergiss-Mein-Nicht am 12. März, 9. April, 14. Mai, 11. Juni und 9. Juli jeweils von 15 bis 16 Uhr zu Gast. Im ArteCare-Pflegestift „An der Rodau“ neben dem Märktezentrum in Urberach, Ober-Rodener Straße 7, gibt es die nächsten Treffen am 26. März, 23. April, 28. Mai und 25. Juni jeweils von 15.30 bis 16.30 Uhr.
Wer sich näher informieren will, wählt die Nummer 06074 911-671 oder schreibt eine E-Mail an ehrenamtsbuero@roedermark.de.