Ausstellung „Hello, can you hear me?“ lockt bis zum 3. September zum „Treffpunkt Normalzeit“ nach Urberach
Wie klang das früher, als das Telefon, diese mysteriöse Nabelschnur zur Welt, noch in den Kinderschuhen steckte und die Drähte munter knisterten und knackten? Und wie hörte es sich später an, als die Wählscheiben von Druckknöpfen verdrängt wurden? Welchen Wandel erlebte unser Umgang mit just jenem Medium, das einst Fernsprecher genannt wurde und das heute als Smartphone im Alltag der Menschen omnipräsent ist? Die Kommunikation und das Sozialverhalten: Auf welche Art und Weise haben sie sich parallel zur Entwicklung der „Strippe“ markant verändert?
Wer all diesen Fragen nachspüren und ins Rauschen und Brummen von einst und jetzt eintauchen möchte, hat noch bis einschließlich Sonntag, 3. September, Gelegenheit zu einem Ausstellungsbesuch in Rödermark. Dort, wo das Wohnzimmertheater gerade von einer neu entstehenden Begegnungsstätte unter städtischer Regie abgelöst wird, in den Räumen und im Hof von „Treffpunkt Normalzeit“ an der Ober-Rodener Straße, wird die Ausstellung „Hello, can you hear me?“ gezeigt.
Freuen dürfen sich die Besucher auf ein zweigeteiltes Hör- und Sehvergnügen. Draußen, im Terrassenbereich, kann in einer Telefonzelle zum Hörer gegriffen werden. Langjährige Mitarbeiter des einst größten Arbeitgebers vor Ort erinnern sich an ihr Wirken in den Werkshallen von „Telefonbau und Normalzeit“. Auf Knopfdruck werden Interviewausschnitte eingespielt. Mit den Stimmen von Wilhelm Rebmann, Karl Rotter, Eduard Dutiné und Werner Mühling lebt sie wieder auf, die goldene Zeit der lokalen Industriegeschichte, eingedampft auf zwei Buchstaben: T&N.
Drinnen, wo bis zum Frühsommer Theater gespielt wurde, animiert eine 3D-Installation mit Licht und Ton dazu, eine Klangcollage rund um das Stichwort „Telekommunikation“ auf sich wirken zu lassen. Erschaffen wurde das Gesamtkunstwerk, das gleichsam imaginäre Linien vom Gestern übers Heute ins Morgen zieht, von Avan-Nomayo Ikponmwosa Osamuyime. Der kreative Mann aus Nigeria ist ein erfahrener Ausstellungskurator. Mit „Hello, can you hear me?“ bringt er seinen Masterstudiengang in der Sparte „Internationale Medienkulturarbeit“ an der Hochschule Darmstadt zum Abschluss – vermutlich mit Auszeichnung. Betreut und bewertet wird das Projekt federführend von der Professorin Sabine Breitsameter.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Klangkunst in Industriekultur“, die verschiedene Podien im Rhein-Main-Gebiet bespielt, hat der Kulturfonds Frankfurt RheinMain die Präsentation nach Rödermark vermittelt. Der kommunale Fachbereich für Kultur, Heimat und Europa, geleitet von Thomas Mörsdorf, leistete gemeinsam mit der neuen Hausleitung, Ute Schmidt, vielfältige Hilfestellung beim Organisieren und Bewerben der Ausstellung. Tenor bei der Eröffnungsveranstaltung am Dienstagabend, zu der sich rund 50 geladene Gäste eingefunden hatten: Eine rundum gelungene Kooperation, für die es – so der Hinweis von Bürgermeister Jörg Rotter – keine bessere Bühne als das traditionsreiche Fleckchen mit dem baulichen T&N-Restbestand in Urberach hätte geben können.
Friederike und Oliver Nedelmann bereicherten den Auftaktabend mit zwei kurzen Spielszenen. Als die Menschen lernten, mit Telefongabel und Wählscheibe zu hantieren… Und Jahrzehnte später: Als erstmals ein Anrufbeantworter besprochen wurde… Das war nicht unbedingt ein Spaß für die damals Agierenden, aber sehr wohl ein Vergnügen für all jene, die den Rückblick serviert bekamen. Anschließend hieß es: „Das Klangkunst-Projekt kann erkundet werden.“ Das Publikum zeigte sich interessiert, beeindruckt – und das kollektive Fazit war unmissverständlich: „Es lohnt sich, das Ganze anzuhören und anzuschauen.“ Insofern: Wer kommt, der ist auf Draht.
„Hello, can you hear me?“ lockt bis zum 3. September zum „Treffpunkt Normalzeit“, Ober-Rodener Straße 5a. Zugänglich ist das Mosaik der O-Töne und Kunstklänge an den Werktagen dieser Woche von 16 bis 18 Uhr. Am Samstag und Sonntag wird bei freiem Eintritt jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet.