Jan-Georg Knappe macht sich jetzt an die Umsetzung der Maßnahmen in der Stadt Obertshausen. Foto: Barbara Scholze

Er ist angetreten, den Gedanken an den Klimaschutz fest im Obertshausener Alltag zu verankern. „Unabhängig davon, wie groß oder klein die Schritte dabei sind“, betont Obertshausens neuer Klimaschutzmanager Jan-Georg Knappe. Jeder einzelne Bürger sei schließlich jeden Tag Teil der städtischen Klimabilanz, stellt der Politikwissenschaftler fest, der schon während seines Studiums einen Fokus auf das Thema Umweltschutz gelegt hat. Seinen Master hat Jan-Georg Knappe an der Universität in Göteborg erlangt. „Schweden ist vorbildlich im Klimaschutz“, sagt er. Und auch hier solle niemand denken, er könne sowieso nichts ändern. „Wir sollten den anstehenden Wandel vielmehr als Chance begreifen, keine Maßnahme muss ein schlechteres Leben bedeuten.“

Seit April ist er nun für die Stadt Obertshausen im Einsatz. Er habe vor Ort eine gute Basis für die Arbeit hin zu dem Ziel Klimaneutralität vorgefunden, sagt Jan-Georg Knappe. „Die Grundlagen stimmen, allem voran das Klimaschutzkonzept, welches im vergangenen Jahr einstimmig von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde.“ Für die Erstellung des Klimaschutzkonzeptes war Vorgänger Merten Kuhl zuständig. In dieser Zeit formierte sich auch der Klimabeirat, bestehend aus Mitgliedern aller Fraktionen sowie dem Bürgermeister und dem Ersten Stadtrat. Damit sei die Stadt gut aufgestellt, ebenso mit der Entscheidung, dem Bündnis der hessischen Klima-Kommunen beizutreten.

„Das alles ist wirklich gelungen, aber, wie es beim Thema Klima eben ist, geht es jetzt um die Weiterentwicklung“, erklärt der Klimaschutzmanager. Fast täglich kämen bundesweit Neuerungen bei den Vorgaben hinzu, nicht zuletzt bei dem sich immer noch in der Diskussion befindlichen Heizungsgesetz. Jan-Georg Knappe sagt: „Mit der Erstellung des Konzeptes ist der Vorgang also nicht abgeschlossen, vielmehr beginnt er dadurch erst.“ Die Klimakrise sei ein schleichender Prozess, daher müsse der Klimaschutz als eine Daueraufgabe angesehen werden, die kontinuierliche Beobachtung, Anpassung und Verstärkung erfordert.

In fünf Handlungsfeldern mit den Titeln „Übergeordnete Maßnahmen“, „Klimafreundliche Stadtverwaltung“, „Energie“, „Mobilität“ und „Stadtentwicklung“ sind im Klimaschutzkonzept insgesamt 26 kurzfristig umsetzbare und langfristig zu planende Maßnahmen festgeschrieben. Priorität räumt der Experte aktuell etwa der kommunalen Wärmeplanung ein, eine Vorgabe, die im Bund zwar noch nicht verabschiedet, im Landesgesetz aber schon festgelegt ist. „Daran werden wir intensiv arbeiten und für die Bürger lohnt sich ein bisschen Geduld hinsichtlich eigener Investitionen“, erklärt der 26-Jährige. Eine weitere Kernaufgabe sei die Klimaanpassung, also die Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels. „Wir alle merken, dass es immer trockener wird und die Bäume sterben.“ Wenn Straßen und Plätze sich weiter so aufheizten, erlebten die Bürger auch sinkende Aufenthaltsqualität. Notwendig seien unter anderem Nachbegrünungen und die Installation von Trinkwasserbrunnen.

Darüber hinaus sei die Nahmobilität ein wichtiges Thema. „Vor allem die Fahrradinfrastruktur ist noch ausbaufähig“, sagt Jan-Georg Knappe. Während die Städte jahrzehntelang für Autos geplant wurden, gehe es heute um die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer. Erfreulich sei, dass der Hopper der Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach bereits angenommen werde und Obertshausen sehr gut an den Öffentlichen Personennahverkehr angebunden sei.

„Die größte Herausforderung ist nun, kollektives Handeln zu ermöglichen“, meint der Klimaschutzmanager, dessen zurzeit geförderte Stelle im Fachbereich Stadtentwicklung angesiedelt ist. „Wir alle müssen vorurteilsfrei unser Handeln im Alltag hinterfragen, das hat nichts mit Ideologie zu tun.“ Umweltbewusstsein sei erlernbar. „Auch ich war nicht schon immer so konsequent“, gesteht Jan-Georg Knappe ein. Während der Studienzeit sei er viel geflogen, heute reise er mit Zug und Fähre in den Urlaub nach Mallorca und wolle kein Auto besitzen. „Aber es gibt noch viel mehr Möglichkeiten“, hebt er weiter hervor. Man könne ebenfalls seinen Fleischkonsum reduzieren und darüber nachdenken, wieviel Wohnfläche wirklich notwendig sei.

Auch in der Stadtverwaltung herrschen nach Jan-Georg Knappes Aussagen eine konstruktive Atmosphäre und großer Tatendrang. „Wir haben bereits viel Zeit und Arbeit in den Klimaschutz gesteckt“, sagt Bürgermeister Manuel Friedrich. Nun habe die Verwaltung mit Jan-Georg Knappe jemanden, der die Maßnahmen in die Praxis übertrage und für deren Weiterentwicklung einstehe. Indes bittet der Klimaschutzmanager auch weiterhin um möglichst intensive Bürgerbeteiligung. „Sprechen Sie mich mit Fragen und Ideen bitte an“, fordert er zum Mitmachen auf. Erreichbar ist Obertshausens Klimaschutzmanager unter Telefon: 06104 7031122, E-Mail: Jan-Georg.Knappe@obertshausen.de.

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