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Foto: von links.Jörg Rotter, Silvio Zeizinger und Till Andrießen.

Bürgermeister und Wirtschaftsförderung hatten kürzlich zum Dialog eingeladen – Dabei standen Gewerbe-Immobilien im Fokus

„Das war aus meiner Sicht eine sehr gute und konstruktive Dialog-Veranstaltung. Offen und ehrlich wurde diskutiert. Diesen Ansatz müssen wir beibehalten und in Verbindung bleiben. Denn die Herausforderungen sind einfach viel zu groß, um hier die Zügel schleifen zu lassen.“ So klang das Fazit von Till Andrießen, nachdem im Foyer der Kulturhalle knapp zwei Stunden lang alle Blicke auf das Thema „Schleichende Verödung der Ortskerne“ gerichtet waren.

Der Leiter der kommunalen Wirtschaftsförderung und Bürgermeister Jörg Rotter hatten die Eigentümer von gewerblich genutzten Immobilien eingeladen, um gemeinsam zu erörtern, was gegen die hinlänglich bekannten Negativ-Tendenzen getan werden kann. Vermehrt leerstehende Geschäftsräume, aufkeimende Monostrukturen mit immer demselben Angebot in einer Straße, Verlust von Einkaufsvielfalt und Aufenthaltsqualität… Die Problematik, die Rödermark mit vielen anderen Kommunen bundesweit teilt, wurde mit Hilfe eines ausgewiesenen Markt-Fachmannes unter die Lupe genommen.

Silvio Zeizinger, der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Hessen-Süd, brachte seine Sicht der Dinge auf einen kurzen Nenner: „Es fließt derzeit vieles zusammen.“ Das Nachhallen der Corona-Pandemie, die Auswirkungen der Inflation, die konjunkturellen Unsicherheiten sowie das in vielerlei Hinsicht veränderte Konsumverhalten der Verbraucher: Diese Mischung befeuere den Strukturwandel in den Innenstädten zusätzlich. Gleichwohl sei es keine Lösung, in Resignation zu verfallen.

Zeizingers Befund: Unstrittig sei, dass sich alle Beteiligten hinterfragen müssten. Politik, kommunale Verwaltungen, Einzelhandel und Kundschaft stünden in der Verantwortung, bei all den turbulenten Verschiebungen nicht den gesellschaftlichen Kompass aus den Augen zu verlieren. Dies gelte auch für Immobilieneigentümer. Denn niemand, so Zeizinger, könne ernsthaft bestreiten, dass es teilweise gravierende Fehlentwicklungen auf der Schiene von Vermietung und Verkauf gebe.

Auf der Anbieterseite der Gebäude-Inhaber sei manchmal zu viel rein renditegetriebenes Kalkül die Achillesferse. Deshalb sei es wichtig, für freie Flächen durch aktives, gemeinsames Ansiedlungsmanagement seitens der Stadt und der Immobilieneigentümer eine wertige und nachhaltige Nutzung zu ermöglichen, bilanzierte Zeizinger.

Denn auch Neugründungen im Handel, die (noch) keine hohen Margen erwirtschafteten, aber nachhaltig und innovativ agierten, müssten die Chance bekommen, ihren Platz zu finden. Zeizingers Credo: „Reden ist ganz wichtig. Es braucht einen Dialog zwischen Vermietern, Mietern und helfenden Händen seitens der Wirtschaftsförderung und des Stadtmarketings.“

Und noch eine Mut machende Anmerkung streute der Einzelhandelsexperte in seinen Vortrag ein: „Dass Homeoffice im Zuge von Corona an Boden gewonnen hat, ist für kleinere und mittelgroße Kommunen eine Chance. Denn zunehmend mehr Menschen pendeln nicht mehr so oft in die Großstädte und besinnen sich auf die Einkaufsmöglichkeiten vor der heimischen Haustür.“

Zeizinger lieferte die Stich- und Reizwörter… Und so kam immer wieder eine lebhafte Diskussion mit den Teilnehmern der Info- und Gesprächsrunde in Gang.

Auch Bürgermeister Jörg Rotter meldete sich mehrfach zu Wort. Seine Einschätzung: „Der Wandel ist für uns alle spürbar. Unsere Einflussmöglichkeiten als Stadt sind allerdings sehr eng begrenzt. Teilweise werden städtebauliche Aufwertungsprogramme, die wir mit viel Aufwand anschieben, durch Negativ-Tendenzen in der Geschäftswelt konterkariert.“ So sei beispielsweise das Hessische Ladenöffnungsgesetz, das Service und Warenverkauf bis Mitternacht erlaube, ein klassischer Fall von „das kann auf die Füße fallen“. Nämlich dann, wenn in Ortskernen plötzlich Betrieb zu nachtschlafender Zeit herrsche. Betrieb, der Anwohner in Unruhe versetze, nachdem dort neue Geschäfte eingezogen seien: Läden, die die Möglichkeiten beim Thema Öffnungszeiten voll ausreizten.

Kopf in den Sand? Das, da war sich Rotter mit Gastreferent Zeizinger einig, sei trotz aller Schwierigkeiten keine Option. Im Gegenteil: Die Kommune sei aktiv und liefere viele gute Impulse. Belebung von Wochenmärkten, erfolgreiche Vermittlung bei der Reaktivierung von Brachen (aktuelles Beispiel in Urberach: die neu eröffnete Filiale der Bäckerei Weller), ein attraktives Anreiz- und Förderprogramm für Gebäude- und Grundstückssanierungen…

„All diese Dinge darf man nicht klein- oder gar schlechtreden. Die Menschen bekommen viele Service-Angebote. Ich würde mir manchmal mehr Resonanz wünschen, gerade im Hinblick auf unsere unglaublich rührige Wirtschaftsförderung“, schlussfolgerte der Bürgermeister nach dem Meinungsaustausch und sprach von einer wertvollen Abendveranstaltung – so wie Andrießen.

Dessen Ausblick: „Wir bleiben am Ball, sind für Ratsuchende immer ansprechbar. Wer Unterstützung rund um das Stichwort ‚Handel und Gewerbe‘ benötigt, erreicht uns unter der Rufnummer 06074 911-370 oder schreibt an wirtschaftsfoerderung@roedermark.de.“

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