Foto; Alex Habermehl

Die Fahrradstraßen werden in Offenbach immer bekannter und beliebter. Eine große Mehrheit hält deren Einrichtung für sinnvoll, allerdings ist das Gefühl der Sicherheit auf den Fahrradstraßen gesunken ­– auch, weil viele Autofahrende dort weiterhin zu schnell unterwegs sind. Dies sind die zentralen Ergebnisse des Monitoring-Abschlussberichts für das städtische Fahrradprojekt Bike Offenbach, den die Hochschule Darmstadt jetzt vorgelegt hat.

Neun Kilometer Fahrradstraßen sind im Projektzeitraum von Mitte 2018 bis Mitte 2022 im Stadtgebiet realisiert worden. Die Begleitforschung konzentrierte sich auf die Teststrecke in der Senefelderstraße. Wie der Bericht anhand von Verkehrszählungen belegt, ist der Anteil der Radelnden dort gestiegen, während die Zahl der Autos sinkt. Auch die gefahrenen Geschwindigkeiten im Kfz-Verkehr nehmen deutlich ab, sind aber immer noch teilweise zu hoch. Die Bereitschaft, Umwege für die Nutzung der Fahrradstraße in Kauf zu nehmen, wuchs im Projektzeitraum, und die Radelnden fahren nun mittiger ­– und damit selbstbewusster – auf der Fahrbahn. Dadurch ging auch die Zahl der Konflikte zwischen Rad- und Kfz-Nutzenden messbar zurück. „Die Anzahl der Unfälle vor Ort hat sich von 2018 bis 2020 deutlich reduziert“, berichtet die Leiterin des Amtes für Mobilität, Ivonne Gerdts, aus dem Bericht. Die frühere Radverkehrsbeauftragte der Stadt, die das Projekt Bike Offenbach von Beginn an begleitet hat, hält dafür die „Dooring Zones“ für wesentlich: Diese blauen Markierungen wurden in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Gestaltung erarbeitet, um die Radelnden in Fahrradstraßen vor den eventuell aufschlagenden Türen der parkenden Autos fernzuhalten. Denn gerade Unsichere, die sich in der Mitte der Straße nicht wohl fühlen, sind dadurch besonders gefährdet. 2021 gab es allerdings wieder mehr Unfälle, vor allem mit dem „ruhenden Verkehr“ – also parkenden Autos. Das zeige einmal mehr, wie wichtig es sei, dass die Radfahrenden mittiger fahren – und dass die Verhaltensänderungen ihre Zeit brauchen.

Für das Darmstädter Hochschulteam aus der Fachrichtung Bau- und Umweltingenieurwesen sind diese Ergebnisse aufgrund der ähnlichen Beschaffenheiten auf die anderen Fahrradstraßen in Offenbach übertragbar. Auf Basis der bisherigen Erfahrungen wünsche sich ein Großteil der Befragten nun regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen oder auch bauliche Maßnahmen, vor allem an den Knotenpunkten der Fahrradstraßen. Insgesamt könne das Projekt Bike Offenbach als Erfolg gewertet werden, heißt es in dem Abschlussbericht: „Die Fortsetzung des eingeschlagenen Weges ist deshalb klar zu empfehlen.“

Wissenschaftliche Grundlage ist wertvoll für weitere Planung

„Das wissenschaftliche Monitoring ist für uns sehr wertvoll“, unterstreicht Bürgermeisterin und Mobilitätsdezernentin Sabine Groß. „Mobilitätsthemen werden zunehmend emotional diskutiert. Eine gute und wissenschaftlich fundierte Grundlage zur Bewertung des Ausbaus von Fahrradinfrastruktur ist für die Beurteilung und Kommunikation daher zunehmend wichtig.“ Der Abschlussbericht zeige, dass es bei den Fahrradstraßen Verbesserungsbedarf gebe: „Die Stadtverordneten haben den Magistrat beauftragt, hier tätig zu werden, indem sie der Vereinbarung mit dem Radentscheid zugestimmt haben. Im Amt für Mobilität wird bereits daran gearbeitet.“

Insgesamt stellt die Stadt Offenbach pro Jahr mindestens 600.000 Euro eigene Mittel für den Radverkehr zur Verfügung – etwa in Form von Markierungen, Beschilderungen und Baumaßnahmen.

Der komplette Monitoring-Abschlussbericht der Hochschule Darmstadt steht auf der Homepage

Stadt Offenbach

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