Der Berufseinstieg nach der Elternzeit ist für viele Eltern eine Herausforderung. Das Jobcenter bietet gemeinsam mit dem Träger „Initiative Arbeit“ ein ideales Sprungbrett für das zukünftige Berufsleben mit Kind. Das Besondere an diesem Programm ist die Kinderbetreuung. Während Mütter oder Väter sich in der Taunusstraße mit Schulabschlüssen, Berufsinhalten, Arbeitszeiten oder Fachqualifizierungen befassen, beschäftigen sich ihre Kinder unterschiedlichsten Alters im Spielzimmer nebenan. Das Programm „EliB – Eltern in Berufsvorbereitung“ (auch „Eltern in Bewegung“ genannt) wurde speziell für den perspektivischen Berufseinstieg von Eltern entwickelt, unabhängig davon ob Alleinerziehend oder in einer Partnerschaft.
Meistens sind es Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen Leistungen des Jobcenters erhalten. Die Erfahrung zeigt, dass sie sich nach ihrer Elternzeit beruflich neu orientieren und weiterqualifizieren wollen. Doch auch Väter, die bisher für die Erziehung und Versorgung der Kinder zuständig waren, möchten gerne neu durchstarten. Mario war zuerst skeptisch: „Eigentlich wollte ich gar nicht kommen. Aber die Gespräche in der Maßnahme tun mir gut. Ich kriege einen anderen Blick auf meine Situation und neue Ideen.“
Im aktuellen Kurs liegt das Alter der Teilnehmenden zwischen 25 und 45 Jahren, nach oben ist jedoch keine Grenze gesetzt. Für die Dauer eines Jahres erhalten die 15 Teilnehmenden die Gelegenheit, ihren Lebensalltag neu zu strukturieren und den für sie passenden Beruf zu finden.
Eine wichtige Säule im Programm sind Praktika. So können sich die Teilnehmenden für die Auswahl eines geeigneten Ausbildungsberufes in unterschiedlichen Berufsfeldern ausprobieren. Um die fachlichen Voraussetzungen einer Berufsausbildung abzuklären, gibt es Unterricht in den Fächern Deutsch, Mathematik, EDV, Wirtschaft- und Sozialkunde. Hinzu kommen Angebote zu kreativem Gestalten, Gesprächsrunden zu Erziehungsthemen und Ernährungsthemen.
Zum Projekt gehört auch die Kinderbetreuung während der Kurszeiten und beruflichen Praktika. Dies ermöglicht den Teilnehmenden das Erproben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Teresa: „Ich verdanke es dieser Maßnahme, dass ich es mir zugetraut habe, als Mutter eine Ausbildung anzufangen. Ohne die Unterstützung durch die Maßnahme hätte ich aufgegeben. Aber man hat an mich geglaubt und mir gesagt, dass ich es schaffe.“
Nach dem Kurs beginnen etwa 70 Prozent der Teilnehmenden eine Ausbildung oder Umschulung, Weiterbildung. Auch der Schulabschluss lässt sich nachholen, wenn dies zum Beispiel für die Ausbildung als Erzieherin erforderlich ist. Favorisierte Berufsfelder finden sich in kaufmännischen Bereichen (Industriekauffrau oder Groß- und Außenhandelskauffrau), im Steuerfachbereich, in der Ausbildung zur Pflegefachkraft und Erziehende. Einige Teilnehmerinnen haben aber auch eine Ausbildung in technischen Berufen begonnen, etwa als Kfz-Mechatronikerin oder als Fachkraft für Lagerlogistik. Eine alleinerziehende Teilnehmerin aus Polen, die im Jahr 2010 nach Deutschland kam, hat durch einen Betriebsbesuch mit EliB bei der Firma Clouth Farben in Offenbach am Main einen Praktikumsplatz im Lager erhalten. Hier hat sie den Beruf entdeckt, der ihr Spaß macht und Perspektiven bietet. Sie war die erste weibliche Person, die dort einen Ausbildungsplatz angeboten bekam und die dreijährige Ausbildung absolvierte. Direkt danach wurde sie vom Betrieb übernommen und hat im Anschluss diverse Fortbildungen für Gefahrenschutz und Zollbestimmungen absolviert. Am Ende stand eine sichere und gut bezahlte Arbeitsstelle.
Zaneta erinnert sich: „Mein Ziel in der Maßnahme war es zunächst, mich über ein größeres Spektrum an Ausbildungsberufen zu informieren und über Praktika zu erfahren, welcher Beruf für mich geeignet ist. Ich habe über EliB Praktika in mehreren Berufsfeldern gemacht, in der Zweiradmechatronik, in der Zahntechnik und in der Lagerlogistik. Über ein Praktikum bei der Firma Clouth habe ich dann einen Ausbildungsplatz zur Fachkraft für Lagerlogistik gefunden. Diese Ausbildung habe ich im Juni 2019 abgeschlossen. Ich arbeite noch immer in diesem Beruf, der mir sehr viel Spaß macht.“
„Es ist sehr beeindruckend, welche Motivation und Energie die Mütter bei uns zeigen und wieviel Potenzial sie haben, von dem sie selbst häufig nichts wissen oder noch nicht überzeugt sind“, berichtet Robert Horak, Kursleiter bei der Initiative Arbeit.
Manchmal ist auch Aufbauarbeit für das Selbstwertgefühl der Mütter oder Väter zu leisten, da sie in der Vergangenheit in Schule oder Job eher negative Erfahrungen gemacht haben. „Besonders dann, wenn eine beträchtliche Distanz zum schulischen Alltag vorliegt, sind die EliB-Angebote mit ihrer Gruppendynamik ein ideales Mittel, durch das Menschen über 25 Jahren mit neuer Energie ihre berufliche Ausbildung angehen“, betont Robert Horak.
Sozialdezernent Martin Wilhelm ist auf EliB besonders stolz: „Damit bringen wir Familie und Beruf unter einen Hut, und zwar mit hoher, nachhaltiger Erfolgsquote.“