Seit Beginn des von Wladimir Putin zu verantwortenden russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine nutzt Russland seine Gaslieferungen, um Druck auf die Demokratien zu machen, auch auf Deutschland. In der Folge sind die Energiepreise explodiert, bundesweit läuft eine Debatte, wie sie in den Griff bekommen werden können. „Die bisher ungebremste Explosion der Energiepreise trifft zuerst diejenigen Menschen, die hart arbeiten und die Energiekosten selbst zahlen müssen. Sie trifft zudem natürlich ganz unmittelbar auch die Unternehmen, die Arbeitsplätze zur Verfügung stellen“, so Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke. „Deshalb ist es richtig, dass die Bundesregierung schon erste Maßnahmen beschlossen hat. Es ist zudem richtig, dass die Bundesregierung ebenso wie die Landesregierung derzeit über weitere Möglichkeiten nachdenkt, den Menschen zu helfen.“
Die Auswirkungen treffen zunehmend alle Lebensbereiche. „Bisher sind aus meiner Sicht bei den Debatten in Bund und Land die Vereine in Sport und Kultur sowie die kleinen Kulturtreibenden noch nicht ausreichend im Blick“, so OB Schwenke. Dass die Landesregierung jetzt für diese Woche Freitag einen Sozialgipfel angekündigt hat, begrüßt Schwenke ausdrücklich. „Bei diesem Treffen müssen dann wirklich alle Themen auf den Tisch. Neben der Frage, wie Menschen und Unternehmen, die ihre Energiekosten selbst bezahlen müssen, entlastet werden können, gehört dazu aus meiner Sicht auch die Frage, wie Kultur und Sport durch diesen Winter gebracht werden können. Die Vereine haben eine außerordentlich hohe soziale und gesellschaftliche Bedeutung. Gerade die Sportvereine leisten einen absolut unverzichtbaren Beitrag für Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und Kultur, gerade auch die ehrenamtlich geprägte und die Angebote von kleineren Einrichtungen, ist unverzichtbares Element für Freiheit in einer Demokratie. Deshalb muss es aus meiner Sicht wie schon während der Corona-Pandemie laufen: Zunächst einmal müssen die großen Probleme und die großen Summen an Geld in Form von Hilfspaketen für Sport und Kultur durch Bund und Land kommen“, forderte Schwenke Bund und Land auf, diese Themen nun anzugehen.
Dass Bund und Land zuerst gefordert sind, ist für Schwenke nicht Teil eines politischen Spiels, in dem einer auf den anderen verweist: „Es geht vielmehr um Gerechtigkeit und Verantwortung in unserem Land. Es kann am Ende ja nicht sein, dass Sport und Kultur in reicheren Städten noch funktionieren, weil dort kräftig geholfen werden kann, während in ärmeren Städten das Geld für ausreichend viel Hilfe fehlt. Im Rahmen der Corona-Pandemie, das muss man sehr positiv betonen, war dies allen Beteiligten klar. Da hat es tatsächlich funktioniert, die Belastungen und Auswirkungen bundesweit aufzufangen. Deshalb bin ich guter Hoffnung, dass dies auch in dieser Krise klappt.“
Der vom Landessportbund Hessen vorgeschlagene Schutzschirm zur finanziellen Unterstützung der Vereine während der Energiekrise wäre für OB Schwenke ein mögliches Instrument: „Bund und Land sagen: Das Gas reicht vielleicht nicht, also bleibt die Dusche kalt. Den Sport treffen kalte Duschen und Inflation gleichermaßen: Die Leute gehen nicht mehr ins Vereinslokal. Läuft das Vereinslokal nicht, fehlt die Pacht und damit eine der wichtigsten Einnahmequellen der Vereine“, so OB Schwenke. „Doppelt hart trifft es Vereine, mit vereinseigenen Anlagen. Diese Vereine sind oftmals mehr als hundert Jahre alt. Nun aber stehen sie vor möglicherweise nicht mehr bezahlbaren Rechnungen.“ Keinesfalls dürfe es dazu kommen, so Oberbürgermeister Schwenke, dass Sportstätten in den nächsten Monaten aufgrund der nicht mehr bezahlbaren Energiekosten geschlossen werden müssen: „Wir dürfen nicht zurückfallen in eine Zeit der Pandemie, als viele wichtige Angebote nicht mehr zur Verfügung standen“, betonte Schwenke. „Unter diesen Folgen, insbesondere dem teils massiven Mitgliederschwund, leidet der Sport – mit Ausnahme des Corona-Gewinners Tennis – bis heute.“ Zusätzlich führe die Inflation nun direkt nach der harten Pandemie sowohl in Sport als auch in Kultur erneut dazu, dass Mitgliedschaften und Mitgliedsbeiträge in Frage gestellt würden.
Auch die Kultur benötigt dringend Unterstützung. „Beispielsweise die kleinen Veranstaltungsstätten sind finanziell kaum in der Lage, diese Energiekrise ohne Hilfe zu überstehen. Mich erreichen seit kurzem immer mehr Meldungen aus der Kulturszene, dass Veranstaltungen abgesagt werden müssen. Das gilt nicht für die großen Partys mit Ed Sheeran. Aber es gilt für viele mittlere und kleinere Veranstaltungen, die das kulturelle Angebot in Städten ausmachen.“ Das Problem betreffe nicht nur die Veranstaltungsstätten, so OB Schwenke. „Wenn eine Veranstaltung doch stattfindet, müssen Vereine und Kulturtreibende fürchten, danach pleite zu sein, weil viel zu wenige Tickets verkauft wurden, um die Kosten zu decken.“ Diese Entwicklung, die mit Corona ihren Anfang nahm und jetzt durch die hohe Inflation und die extremen Energiekosten für die Privathaushalte nochmals beschleunigt wird, besorgt den OB sehr: „Als Gesellschaft stehen wir vor einer kulturellen Verarmung. Noch schlimmer ist das aber für die einzelnen Menschen, die sich mit Kultur ihren Lebensunterhalt verdienen: Sie stehen vor dem existenziellen Aus.“
Alle diese Entwicklungen lassen aus Sicht von Oberbürgermeister Schwenke nur eine Schlussfolgerung zu: „Bund und Land müssen jetzt vorlegen mit Hilfen auch für den Sport und die Kultur. Wie bei Corona gilt: Das große Geld muss von oben kommen, das hat Offenbach einfach nicht. Klar ist aber, dass auch wir im Offenbacher Rathaus schon jetzt intensiv hinhören, wo die Probleme in Sport und Kultur am größten sind. Wenn klar ist, was von oben kommt, werden auch wir wieder genau hinsehen, ob und wo wir mit den bekannten kleinen und bescheidenen Offenbacher Mitteln zumindest bei kleineren Problemen helfen können.“