Foto: Stadt Rödermark

Alle Jahre wieder… Wenn im Badehaus ein großes Putzgeräte-Arsenal aufgefahren und anschließend intensiv mit Hochdruckstrahler, Schrubber, Bürste und Wischtuch hantiert wird, wissen alle Beteiligten, dass mit dem kollektiven Einsatz gegen Schmutz und Verschleiß auch ein Wettlauf mit dem Uhrzeiger begonnen hat. Denn das Zeitfenster von 14 Tagen, das für die Grundreinigung im Rödermärker Schwimmtempel veranschlagt ist, lässt sich nur einhalten, wenn alle Arbeitsschritte flott und konzentriert erledigt werden. Rund 600.000 Liter Wasser gilt es ab- und wiedereinzulassen. Die Parole „Alles auf Hochglanz“ gibt den Takt vor – ein straffes, ambitioniertes Pensum.

Keiner weiß das besser als Claudius Lamprecht. Der Leiter der Freizeiteinrichtung ist bereits seit 2001 an Bord. Das heißt: Er kennt noch das alte Hallenbad in seiner vergleichsweise bescheidenen Aufmachung mit nur einem Becken. Die Weiterentwicklung zum modernen Badehaus-Komplex mit deutlich mehr Platz, Aufenthaltsqualität und separaten Bassins für Nichtschwimmer und Kleinkinder war vor gut eineinhalb Jahrzehnten gleichbedeutend mit einem Quantensprung. Zuwachs in jeglicher Hinsicht kam zustande, auch mehr Aufwand, wenn einmal pro Jahr das große Reinemachen ansteht.

Doch Lamprecht ist in der Beckenlandschaft und im imposanten technischen Räderwerk, das den Wasserkreislauf in Zirkulation hält, ein Profi und Routinier. Er hat ein sensibles Gespür dafür, welche Abläufe anstehen und wie all die vielen Handgriffe miteinander zu verzahnen sind, um am Ende das gewünschte Ergebnis der Kategorie „blitzblank“ vorweisen zu können.

„Vom 24. Oktober bis zum 6. November bleibt das Bad geschlossen: Die Grundreinigung des Jahres 2022 steht an.“ Diese Vorgabe der Kommunalen Betriebe (KBR) steckt den Rahmen für Lamprecht und sein Team ab. „Acht Leute kommen zum Einsatz. Es ist wie immer: Entdecken wir einen außergewöhnlichen Schaden, so müssen im Bedarfsfall auch mal externe Spezialisten anrücken und die Sache in Ordnung bringen. Aber normalerweise können wir hier alles selbst machen und kommen mit den zwei Wochen auch ganz gut hin.“ So spricht der Badehaus-Chef – und ganz viel Erfahrung schwingt mit.

In den Fugen zwischen den Beckenkacheln schlummern nach einem Jahr mit reichlich Bewegung im Wasser gleich in mehrfacher Hinsicht potenziell unschöne Dinge. Es gibt Ablagerungen an dunkel verfärbten Stellen, möglicherweise Risse oder sogar abplatzende Teile, die nicht nur die Problematik „undicht“ heraufbeschwören, sondern auch Verletzungsgefahren für die Badegäste zur Folge haben können. Alles muss sorgfältig gesäubert und kontrolliert werden.

Gleiches gilt für eine ellenlange Liste, die abzuarbeiten ist. Zahlreiche Edelstahlteile seien „abzusäuern und zu polieren“, betont der Fachmann. Dann kommt er auf die Heizung und Lüftung zu sprechen, auf Duschwasser-Tanks, die Steuerung der Chlorung, die Beleuchtung, die Abteilung „Fön und Spind“… Alles wird auf den Prüfstand gehievt und – für den Laien vereinfacht ausgedrückt – einmal von rechts auf links gedreht.

Wenn das erfrischende Nass wieder zufließen kann, ist Geduld angesagt, denn der Aufheizprozess nimmt mehrere Tage in Anspruch. Mit seinem Kollegen Markus Reents, auch er ein Stück „Badehaus-Inventar“ seit der Eröffnung vor 16 Jahren, ist sich Lamprecht in der grundsätzlichen Beurteilung einig. Die jährliche Grundreinigung sei ein hygienisches Muss, von den übergeordneten Aufsichtsbehörden zwingend vorgeschrieben… Kurzum: Etwas, das beim Personal nicht unbedingt Jubelsprünge auslöse, aber gleichwohl gewissenhaft zu erledigen sei.

Ist der Kraftakt schlussendlich gestemmt, so steht unterm Strich eine Gemeinschaftsleistung, die alle Beteiligten noch ein Stück weit enger zusammenrücken lässt. Und wenn die Stammgäste nach der Pause wiederkommen und mit Lob nicht geizen, frei nach dem Motto „super gemacht“… Dann ist das verdiente Anerkennung für einen Service, von dem Jahr für Jahr zehntausende Besucher profitieren.

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